Früher haben wir darüber nachgedacht, mal in Thailand Urlaub zu machen. Mein Mann war bereits vor 20 Jahren dort und schwärmte sehr von den Stränden, dem leckeren thailändischen Essen und den günstigen Preisen. Mit Familie war uns aber bislang der Flug für fünf Personen zu teuer und die Anreise aus Deutschland zu lang. Beste Reisezeit ist jetzt ab Oktober, wenn der Monsun vorbei ist. Zu dieser Zeit sind die Ferien in Baden-Württemberg aber nicht besonders lang. Die einzige Möglichkeit wäre über Weihnachten, wo die Preise natürlich gleich wieder deutlich teurer sind.
Jetzt aber leben wir in Indien und Thailand ist praktisch ein Nachbarland. Etwa so als würde man von Deutschland nach Griechenland in den Urlaub fliegen. Also eine ideale Möglichkeit, sich das grüne Tropenparadies mal anzusehen.
Am Flughafen treffen wir gleich nach unserer Ankunft auf eine Kuriosität, einen kindlich bemalten Reinigungsroboter, der sich mit Bewegungssensoren orientiert, damit er niemanden anfährt. Ansonsten ist kaum Personal zu sehen. Ich vermisse die hilfsbereiten Kofferträger, die wir aus Indien gewöhnt sind. Auch im Hotel setzt sich der Eindruck des fehlenden Servicepersonals fort. Die Zimmer werden erst nach mehrmaliger Aufforderung gereinigt und das von meiner Tochter sogar erst am Abend, obwohl wir in einem 4 Sterne Hotel sind. Das Hotel ist stylisch eingerichtet, aber schon etwas in die Jahre gekommen. Das Highlight sind die privaten Tauchbecken vor den Zimmern.
Dieses befindet sich direkt vor unserem Schlafzimmer und besitzt sogar zwei Sprudeldüsen, wie in einem Whirlpool. Ich habe allerdings noch nicht herausfinden können, wie man die Düsen ausmacht. Dadurch hat man permanent eine gluckernde Geräuschkulisse. So könnten sich die gurgelnden Verdauungsgeräuschen im Bauch eines Wales anhören, denen Pinocchio ausgesetzt war, als er verschlungen wird. Glückerweise träume ich nicht vom Wal verschlungen zu werden. Aber jeden Morgen im Halbschlaf denke ich, es würde regnen und wir müssten den Ferientag womöglich im Zimmer verbringen.
Wir sind durch Indien ganz schön verwöhnt. Das betrifft nicht nur den Service sondern auch das Englisch. Da Englisch in Indien Landessprache ist, sprechen die meisten ganz gut Englisch, vor allem wenn sie im Touristenbereich arbeiten. Hier in Thailand ist das anders. Vor allem betonen die Thais das Englisch so anders, das ich sie oft kaum verstehe. Sämtliche Schilder und Produkte sind ausschließlich in thailändisch beschriftet. Das erschwert das Einkaufen. Mein Mann hat sich schon vergriffen und statt Zucker Salz gekauft, so dass der morgendliche Kaffee im Eimer war. Das kleine Päckchen mit weißem, kristallinen Pulver war mit roten Hyroglyphen beschriftet, denen wir leider keine Information entziehen konnten.
In den Restaurants sind die Speisekarten auch in Englisch. So weiß man glücklicherweise was man bestellt. Hier in den kleinen Straßenrestaurants ist das Essen auch nicht so teuer wie im Hotel und für 3, € bekommt man einen Teller voll mit leckerem Papayasalat und natürlich auch viele andere thailändische Spezialitäten. Die Getränke sind mit frischen, violetten Orchideenblüten garniert und die thailändischen Bedienungen unglaublich freundlich. Wir genießen das tropische Klima, das thailändische Essen und die exotischen Cocktails am Pool.
Natürlich gibt es hier auch Tuk-Tuks. Die sind aber größer und rot und hinten mit Soundanlage zum Partymachen. Eigentlich erinnern sie mich vom Aussehen an den Spielzeugkrankenwagen meines kleinen Sohnes nur eben in rot. Mit einem Tuk-Tuk wie wir sie in Delhi kennen, hat das bis auf den Namen nichts mehr zu tun. Eine Fahrt kostet mindesten 200 Baht. Das sind 6, -€. Das finde ich echt teuer im Vergleich zu Delhi. In Delhi zahlt man für kurze Strecken im besten Fall 50 und maximal 100 Rupie. Das ist etwa 1,-€ . Das macht das Tuk-Tuk-fahren in Thailand deutlich weniger attraktiv als in Delhi.
Dafür geht es im Straßenverkehr fast so diszipliniert wie in Deutschland zu und es wird auch nicht permanent gehupt. Die Autos sind wieder schneller unterwegs, was wir gar nicht mehr gewöhnt sind. In Delhi lassen wir uns doch die meiste Zeit mit 30 Stundenkilometern von unserem Fahrer kutschieren. Ich fühle mich wie meine Mama, die sich auch immer nervös am Angstgriff oben festklammert, wenn mein Vater für sie gefühlt zu schnell fährt.
Wie exotisch wäre uns vor Indien die Reise nach Thailand vorgekommen und wie hätten uns die Andersartigkeit des asiatischen Landes verstört. Jetzt, wo wir aber seit über einem Jahr in Indien leben, kommt mir Thailand gar nicht besonders verstörend vor. Es ist grüner und tropischer als Delhi, aber auch viel sauberer und stiller.
Momentan sind wir noch in Phuket, der Touristenhochburg in Thailand, in zwei Tagen siedeln wir auf eine der vorgelagerten Inseln um. Ich freue mich schon darauf.
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